Im Oktober 2021 hat der Verein Mosaika e. V. eine Kulturreise für Deutsche auf die Krim veranstaltet. Reiseziel war die Küstenstadt Jalta. Ermöglicht wurde der Ausflug durch unsere Gastgeber, die Organisation „Lokale nationalkulturelle Autonomie der Deutschen des Stadtkreises Jalta, Republik Krim“ und deren Vorsitzende Natalja Michailowna Fomina. Das Thema der Reise lautete „Kinderdiplomatie“ und trug den Titel: „Theater, Meer und Freundschaft“. Im vergangenen Jahr hat unser Verein eine ähnliche Reise durchgeführt, an der jedoch pandemiebedingt wenige Menschen teilnahmen. Dieses Jahr bestand die Teilnehmerliste hingegen aus mehr als 50 Teilnehmern, die aus verschiedenen Städten Russlands und Deutschlands anreisten. So gab es Gäste aus Sankt Petersburg und Novosibirsk sowie aus Düsseldorf, Dresden, Bautzen und Bischofswerda. Dieses Jahr hatten wir tatkräftige Unterstützung von dem Verein Leuchtturm Majak e. V. aus Bautzen.
Nach der reibungslosen Anreise wurde der Reisegruppe ein buntes Programm inklusive verschiedener Ausflüge geboten. Darunter waren Museumsbesuche, die den geschichtlichen Hintergrund Jaltas vermittelten. Auch zu körperlicher Betätigung wurden die Teilnehmer eingeladen und Wanderungen in die Berge organisiert, von wo aus sie die atemberaubende Landschaft der Halbinsel genießen konnten. Verschiedene Workshops standen ebenfalls auf der Tagesordung. Angesehene Experten aus Moskau, Sankt Petersburg und Deutschland teilten hierbei ihr wertvolles Wissen im Bereich der Schauspielkunst und über das Leben als Künstler. Am Abend hatten die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit zusammen Spiele zu spielen und sich kennenzulernen. Viele Freundschaften wurden während der Reise geschlossen und es fand reichlich kultureller Austausch statt.
Die Halbinsel Krim liegt am Schwarzen Meer, daher war das Wetter mit einer Temperatur von bis zu 22 Grad sehr angenehm und ermöglichte es, im Meer zu baden oder etwas Sonne am Strand zu genießen. Die Unterkunft und Verpflegung der Teilnehmer wurde vom Hotel „Livadiyskiy“ bereitgestellt. Abends und morgens gab es die Möglichkeit, sich an einem reichhaltigen Buffet zu bedienen oder alternativ in der Stadt eine der vielen Essensmöglichkeiten mit regionaler Küche wahrzunehmen. Im Spa-Bereich des Hotels konnten sich die Gäste in der Sauna entspannen oder ein Meerwasserbad nehmen.
Neben dem genannten Wohlfühlprogramm bestand das Ziel für die Reiseteilnehmer, ein Theaterstück auszuarbeiten und dieses am Ende der Reise aufzuführen. Die verschiedenen Gruppen bereiteten mehrere Stücke in Tanz oder Schauspielerei vor. Der Höhepunkt dieser Reise war schlussendlich die im Fernsehen übertragene Aufführung im berühmten Tschechow Haus auf der Krim, wo die einstudierten Stücke vorgestellt wurden.
Viele Kinder haben am Ende ihre Kontaktdaten ausgetauscht und damit ihre neue Freundschaften besiegelt. Der 14-jährige Igor berichtet beispielsweise: „Ich habe so viele neue Freunde kennengelernt, mit denen ich in diesen zehn Tagen so viel unternommen habe, wie in drei Jahren in Deutschland nicht. Ich möchte unbedingt nochmal hin.“ Um Igor und vielen anderen Kindern diesen Wunsch zu erfüllen, haben sich die Organisatoren dazu entschlossen, eine eigene Arbeitsgruppe aus interessierten Kindern und Jugendlichen zu bilden, um mit der Unterstützung der erwachsenen Teilnehmer die nächste Reise zu planen.
Um einen Einblick in den Kern dieses Projekts zu bekommen, soll an dieser Stelle der Begriff Kinderdiplomatie erläutert werden. Kinderdiplomatie beschreibt eine politische, kulturelle und persönliche Auseinandersetzung zwischen Kindern aus verschiedenen regionalen und kulturellen Gebieten. Kinder aus verschiedensten Kulturen treffen aufeinander und können sich ein eigenes Bild von der Lage in anderen Regionen machen. Denn es sind die jüngeren Generationen, die meist weniger auf die Herkunft oder Hautfarbe achten, weniger auf den wirtschaftlichen Profit eines Landes oder auf die darüber berichteten Nachrichten. Es sind die Kinder, die auf das Menschliche schauen und den Charakter eines Menschen schätzen, in jedem einen Spielpartner sehen, unabhängig von der gesellschaftlichen Schicht oder kulturellen Herkunft. Für sie zählt der Mensch. Das Projekt hat genau dies bewiesen und gezeigt, dass Kinder innerhalb von 10 Tagen Freundschaften und Kontakte fürs Leben knüpfen können. Ich erinnere mich an weinende Gesichter, lange Umarmungen, hoffnungsvolle Versprechungen auf ein Wiedersehen beim Abschied in der Hotellobby.
Um eine Wiederholung dieses erfolgreichen Projektes sicherzustellen, wurde ein Abkommen zwischen dem Mosaika e. V. und der Gastgeberorganisation abgeschlossen. Hierbei wurde die Grundlage für eine ständig fortlaufende Zusammenarbeit zwischen beiden Seiten gelegt, die das Ziel verfolgt, den kulturellen Austausch, die Bildung von Toleranz und die Schaffung von Kunst zu fördern.
Ein Bericht von Michael und Maria Giesbrecht
Video über die Reise: