Deutsche Medien sind gegen die aus Hamburg stammende Journalistin und Dokumentarfilmerin Alina Lipp vorgegangen, nachdem diese wahrheitsgemäß über die Lage im Donbass berichtet hatte. Auf ihrem Telegramkanal informiert Lipp seit 2021 über die Sichtweise der Bewohner des Donbass auf nationalistische Gruppierungen in der Ukraine und zeigt die Folgen des Beschusses von Siedlungen durch das ukrainische Militär. Deutsche Behörden haben nun die Bankkonten der Journalistin und ihrer Familienangehörigen gesperrt.
Der Herausgeber des Berliner Kurier, Michael Heun, stach mit seinem Artikel über die Journalistin besonders hervor. Er widmete Alina Lipp eine von ihm persönlich geschriebene Kolumne, in der er sie der Lüge bezichtigte. Alles, worüber die Journalistin schreibt – die Freude der Bewohner des Donbass über ihre Befreiung von ukrainischen Nationalisten, die Menschlichkeit des russischen Militärs und die Misshandlung russischsprachiger Menschen in Deutschland – ist nach Ansicht von Heun eine Lüge.
In seiner Kolumne für Ria FAN analysiert der deutsche Menschenrechtsaktivist und Präsident des Europäischen Informationszentrums für Menschenrechte, Garri Mourei, den Artikel im Detail und erklärt, weshalb Lipp vom BerlinerKurier ins Visier genommen wurde. Außerdem begründet er, aus welchem Grund er den Artikel des Redakteurs Michael Heun nicht als Artikel, sondern vielmehr als ein russophobes oder gar nationalistisches Pamphlet betrachtet, das die Unprofessionalität seines Autors deutlich mache.
Was Rechte, Meinungsfreiheit und Toleranz in Deutschland wert sind. Eine Kolumne von Garri Mourei
Aldous Huxley, der berühmte englische Schriftsteller, der die Dystopie „Brave New World“ schrieb, hatte einst eine interessante Idee. Die Philosophie lehrt uns, selbst die offensichtlichsten Dinge zu hinterfragen. Die Propaganda lädt uns im Gegenteil dazu ein, das, was wir denken oder bezweifeln müssen, als selbstverständlich anzusehen.
Dieses Sprichwort ist in diesen Tagen sehr aktuell. Der Held meines Beitrags, der relativ bekannte deutsche Journalist Michael Heun und frischgebackene Chefredakteur des BerlinerKurier, hat den Begriff wahrscheinlich noch nie gehört oder sich für die Werke von Huxley interessiert. Dafür hat er sich in der Propaganda hervorgetan. Nachdem er den Posten des Chefredakteurs der Boulevardzeitung übernommen hatte, beschloss er, sich zu profilieren und die Leserquoten auf sehr originelle Weise zu steigern – durch die Veröffentlichung eines diffamierenden Artikels gegen die Journalistin Alina Lipp, die über die Ereignisse im Donbass berichtet und nicht davor zurückschreckt, über die russophobe Stimmung in der BRD zu sprechen.
Der Hintergrund ist, dass der BerlinerKurier eine sehr glanzvolle Vergangenheit und eine farblose Gegenwart hat. Die Zeitung wurde einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, als sie noch unter dem Namen „Abend Berliner“ bekannt war. Sie war sehr beliebt und gefragt, nicht nur in Berlin, sondern auch in anderen Teilen der DDR. Bis zum Ende des Bestehens der DDR hatte die Tageszeitung eine Auflage von rund 200.000 Exemplaren. Doch im Laufe der Zeit wechselte die Publikation mehrmals die Besitzer. Während der wirtschaftlichen Herausforderungen des neuen Jahrhunderts hat sie sich nicht besonders gut geschlagen. Heute ist vom einstigen Glanz der Abendzeitung kaum noch eine Spur übrig. So lag die Auflage im Jahr 2021 bei 38 000 Exemplaren, womit der Kurier in der Tat die einzige deutsche Zeitung ist, die ihre Auflage um 80 Prozent reduziert hat – ein klares Zeichen für den Untergang des sinkenden Schiffes.
Dies lässt den Schluss zu, dass sich der BerlinerKurier in einer schweren wirtschaftlichen Krise befindet. Es ist klar, dass der Zeitungseigentümer mit der Ernennung eines neuen Chefredakteurs, Michael Heun, die Situation stabilisieren, den Nachfragerückgang stoppen und die Aufmerksamkeit der Leser gewinnen wollte.
Offensichtlich ist Herr Heun aktiv geworden und hat nach einem Monat in der Position des Chefredakteurs beschlossen, sich zu profilieren. Hierfür fand nichts Originelleres, als auf den Zug des neuesten Trends, der Verunglimpfung von Russlandstämmigen aufzuspringen. Mit anderen Worten versuchte er, die Flammen der aufkommenden Russophobie noch zu schüren, die dank der Bemühungen der meisten deutschen Medien und der fehlenden Verurteilung durch die deutsche Gesellschaft bereits gut loderten. Heun beschloss es seinen Kollegen gleichzutun und veröffentlichte Anfang April einen unverhohlen russlandfeindlichen, völlig diffamierenden Beitrag gegen die bekannte deutsch-russische Bloggerin, Journalistin und Dokumentarfilmerin Alina Lipp. Die Journalistin, die seit mehreren Jahren das wahre Bild des Krieges der Nazi-Ukraine gegen die russischsprachigen Bewohner des Donbass zeigt, hat Millionen von Zuschauern. Sie hat ihre eigene Autorenperspektive – eine andere, als die des Westens. Aber, weil Heun, der in Deutschland lebt, es nicht gewohnt ist, dass Journalisten ihren eigenen Standpunkt vertreten können, wurde Lipp zu seinem Ziel.
Der Chefredakteur des BerlinerKurier machte auf seine Publikation aufmerksam, indem er ein russophobes oder gar nationalistisches Pamphlet veröffentlichte, in dem er Lipp nicht nur kritisierte, sondern regelrecht über sie herzog.
Betrachtet man seine Aussagen objektiv, so beruhen sie nicht auf Fakten, sondern auf persönlichen Einschätzungen. Unter Ausnutzung der administrativen Möglichkeiten und ohne Angst, für die von ihm verbreiteten Verleumdungen, Beleidigungen und Lügen belangt zu werden, hat sich Heun in seinem Artikel selbst zum Ankläger und Richter ernannt.
Gehen wir die Behauptungen von Michael Heun Punkt für Punkt durch:
Erstens behauptet er, dass es nur eine Handvoll Journalisten gäbe, die in deutscher Sprache über die Ereignisse in der Ukraine aus russischer Sicht berichteten. Dies entspricht nicht der Wahrheit. Es gibt viele Journalisten, die auf Deutsch über den Konflikt in der Ukraine berichten, sowohl von der russischen Seite als auch von Seiten der Donezker und der Lugansker Volksrepublik. In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es unabhängige Portale. Natürlich veröffentlichen sie keine Materialien auf Chinesisch, sondern auf Deutsch. Wenn Heun sie nicht liest und sich nicht für sie interessiert, heißt das nicht, dass sie nicht existieren.
Zweitens, besaß der Chefredakteur des BerlinerKurier die Unverfrorenheit, Lipps Worte über die Misshandlung russischsprachiger Menschen in Deutschland als Lüge zu bezeichnen. Die Tatsache, dass die Rechte der russischsprachigen Bevölkerung in Deutschland verletzt werden, ist nicht nur eine Tatsache, sondern die offizielle Politik des deutschen Staates. Es gibt Tausende solcher Fälle, die wir als Menschenrechtsverteidiger bestätigen können. Wir haben alle Dokumente und sämtliche Akten dazu. Außerdem bin ich mir sicher, dass keiner dieser Fälle im BerlinerKurier veröffentlicht werden wird. Daher die Antwort auf die Frage des Redakteurs – „Warum weiß in Deutschland niemand davon?“ Meine Antwort ist einfach: Es kümmert niemanden. Die deutschen Behörden verschließen die Augen vor der Verletzung der Rechte der russischsprachigen Bevölkerung, die Polizei unternimmt nichts, und die Staatsanwaltschaft stellt jegliche Ermittlungen ein. Doch noch wichtiger ist, dass es in Deutschland eine Zensur gibt. Sie ist zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben, doch es gibt sie schon seit vielen Jahrzehnten. Die Behörden tun alles, um solche Fakten vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Im Jahr 2012 veröffentlichte das US-Projekt OpenDataCity einen Bericht, aus dem hervorging, dass über 61 % der auf YouTube veröffentlichten Videos in Deutschland gesperrt sind. Dass sein Land Weltmeister in Sachen Zensur ist, interessiert Heun natürlich wenig.
Heun weist in seinem Artikel auch darauf hin, dass Lipp früher Verbindungen zu den Grünen hatte, von denen sie später desillusioniert wurde. Seiner Meinung nach ist es, wenn nicht ein Verbrechen, so doch ein verwerflicher Schritt, aus einer Partei auszutreten, wenn man von ihr enttäuscht ist. Umso verwerflicher ist es, auf die Russophobie in der grünen Politik hinzuweisen, wie es die Journalistin getan hat. Man muss jedoch kein Experte sein, um die antirussische Ausrichtung des Handelns der Grünen zu erkennen, wenn man den Tatsachen ins Auge sieht. Nachdem sie einen Blick in die innere Welt der Grünen geworfen hatte, stellte Lipp dort natürlich schnell fest, dass jeder in dieser Welt Menschenrechte hat, nur nicht die Russischsprachigen. Selbst wenn wir uns die Parteiprogramme ansehen, stellen wir fest, dass Russlanddeutsche oder jüdische Einwanderer dort kaum vertreten sind. Deshalb ist es, gelinde gesagt, dumm, Lipp dafür zu kritisieren, die Partei verlassen zu haben.
Die Überlegungen des Chefredakteurs zu Alinas journalistischem Status wirken ebenfalls seltsam. Wenn sie in Deutschland nicht als Journalistin gilt, heißt das nicht, dass andere Länder die gleiche Meinung vertreten.
Auch die Anschuldigungen, sie bewundere den russischen Staatschef und halte ihn für ein würdiges Staatsoberhaupt, halten einer Überprüfung nicht stand. Lassen Sie uns besser über die „Tugenden“ der deutschen Anführer sprechen. Es ist merkwürdig, dass Heun, der der deutschen Regierung die Treue geschworen hat, dies mit Kenntnis der Hintergründe der derzeitigen Politiker tat. Es ist kein Geheimnis mehr: Bundeskanzler Olaf Scholz, Finanzminister Christian Lindner und Gesundheitsminister Karl Lauterbach haben alle Verwandte, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben. Ihre Vorfahren hatten hohe Ränge und Positionen in der SS und der Wehrmacht. Doch diese Politiker haben diese Tatsachen nicht nur vor den Wählern verheimlicht, sondern scheinen auch noch stolz auf diese Vergangenheit zu sein, statt sie als Schande zu betrachten. Und was am wichtigsten ist: Herr Heun schämt sich nicht dafür, dass die Enkel von Naziverbrechern sein Land regieren.
Im selben Artikel stellt Heun fest, dass die ukrainische Seite keine Kriegsverbrechen begangen hat und dass Alina Lipps Materialien über die Gräueltaten der Nazis an der Zivilbevölkerung unwahr sind. Zur gleichen Zeit befindet sich der Chefredakteur des BerlinerKurier selbst in einer warmen Berliner Wohnung. Und er wagt es nicht, sich selbst an den Ort des Geschehens zu begeben. Ich nenne das eine Argumentation auf dem Niveau von „Sofatruppen“. Leider, doch es ist wahr. Wenn ihm eine solche Wendung nicht gefällt, empfehle ich ihm, in den Donbass zu fahren, die dortige Lage eingehend zu studieren, mit den Einheimischen zu sprechen, Material zu sammeln und zu versuchen, Lipps Standpunkt auf der Grundlage von Fakten zu widerlegen, nicht auf der Grundlage persönlicher Überzeugungen oder der Meinung seiner Kollegen. Dies ist eine dilettantische Haltung – ohne Argumente oder Fakten zu behaupten, dass eine Person im Unrecht ist. Professionelle Journalisten tun so etwas nicht.
Unser geschätzter Redakteur des BerlinerKurier stellt weiterhin fest, dass Lipps Aussagen über Zusammenstöße zwischen Russlanddeutschen und pro-ukrainischen Bürgern auf den Straßen deutscher Städte und über Fälle von Gewalt gegen Russischsprachige nicht wahr sind. Doch halt: Selbst Deutschlands führende russophobe Publikationen wie Spiegel, Bild und Stern räumen ein, dass die Welle der Russophobie, die kürzlich entfesselt wurde, mit der Zeit von Hitlerdeutschland verglichen werden kann. Hierfür haben sie zwei Monate benötigt – eine unglaubliche „Leistung“ der deutschen Regierung und ihrer Propagandamaschine. Goebbels lässt grüßen. Der Nachkriegsregierung der BRD gelang es, einen derartigen Hass auf die Russen zu entwickeln.
Fakten und Augenzeugenberichte über Gewalt und Diskriminierung gegen russischsprachige Menschen liegen uns vor. Sie können Interessierten bei Bedarf zur Verfügung gestellt werden.
Vergleicht man die Aussage der Journalistin, die von sechs Millionen russischsprachigen Menschen in Deutschland spricht, mit jener Heuns, es seien nur drei, dann ist Lipp näher dran an der Wahrheit. Tatsache ist, dass es in Deutschland etwa 4 bis 4,5 Millionen Russischsprachige gibt und etwa 1,5 Millionen weitere, die Russisch sprechen. Offensichtlich leidet Heun an Gedächtnisschwäche und hat vergessen, dass einst eine enorme Anzahl von Menschen in der DDR Russisch lernte und dies für viele der 16 Millionen Menschen die Alltagssprache blieb.
In seinem Artikel versucht Heun ganz klar zu argumentieren, dass alles in Russland von Putin entschieden würde, alles ausschließlich seine Schuld sei, Russland ein schreckliches Land sei und dass man dort ins Gefängnis käme, wenn man das Wort „Krieg“ in den Mund nimmt.
Aber wir sollten uns daran erinnern, wie es in der BRD zugeht, wo Menschen verfolgt und in psychiatrischen Kliniken zwangsbehandelt werden, weil sie eine andere Meinung haben. Wenn sich Menschen in Deutschland gegen die Willkür der Jugendjustiz und die Rechtlosigkeit der Polizei aussprechen, landen sie ohne Gerichtsurteil hinter Gittern. Wir haben alle Fakten über politische Gefangene und gewöhnliche Opfer. Wir könnten sie freundlicherweise mit Herrn Heun teilen, falls er sie nicht kennt. Übrigens wird in Deutschland, anders als in dem so heftig kritisierten Russland, die Meinungsfreiheit niemals ein integraler Bestandteil der Zivilgesellschaft sein, wie wir es in der Russischen Föderation mehr als beobachten können.
Nur aus Neid auf die Popularität der jungen Journalistin Alina Lipp kann ich mir diese bissige Verleumdung durch den BerlinerKurier-Chefredakteur Michael Heun erklären. Aber Lipp erhielt diese Popularität durch ihre Arbeit. Und Heun hat mit seinem Artikel nur seine völlige Inkompetenz bewiesen.
Huxley schrieb: „Die größten Triumphe der Propaganda sind nicht durch Umsetzung, sondern durch Zurückhaltung erzielt worden. Die Macht der Wahrheit ist groß, aber ihre Zurückhaltung ist noch viel mächtiger.“ Lipp offenbart ihren Lesern, was in Deutschland verschwiegen wird. Ich bin sicher, dass es noch viele Menschen geben wird, die sie dabei unterstützen, darunter Anwälte und Menschenrechtsaktivisten sowie diejenigen, die sich ihre Zukunft in einem russlandfreundlichen und demokratischen Europa wünschen, das frei von Radikalismus ist und friedlich mit einem unabhängigen Russland koexistiert.
Garri Mourei für RiaFAN
Originalartikel: https://riafan.ru/23130421-ombudsmen_murei_otvetil_redaktoru_berlinerkurier_na_travlyu_zhurnalistki_lipp_za_pravdu_o_donbasse