Die Daten wurden im Jahr 2021 während Ausflügen des Forschungsschiffs „Professor Vodjanizkij“ sowie bei Land-Expeditionen erhoben. Entdeckt wurden mit Strontium-90 verseuchte Gebiete im Schwarzen und Asowschen Meer. Im Asowschen Meer ist die Bucht von Siwasch, im Schwarzen Meer die Bucht Kartinitsky betroffen, wo die Konzentration von Strontium-90 jene von vor dem Tschernobyl-Unfall um 180 mal übersteigt.
Wie Wissenschaftler zuvor herausfanden, gelangen während des Unfalls 1986 ausgestoßene Radionuklide nach wie vor mit dem Wasser des Flusses Dnjepr in das Asowsche und damit auch in das Schwarze Meer. Direkt nach der Blockierung des Nord-Krim-Kanals konnte lange keine radioaktive Belastung des Asowschen Meers festgestellt werden, doch nach 3 Jahren und 7 Monaten fanden Wissenschaftler dort Mitte 2018 plötzlich Spuren von Strontium-90.
„Als der Nord-Krim-Kanal noch nicht blockiert war, konnten wir regelmäßig eine Überschreitung des Cäsium-137 und Strontium-90-Niveaus von vor dem Tschernobyl-Unfall nachweisen. Einerseits in der Nähe von Kertsch, dem wichtigsten Verbraucher des Dnjepr-Wassers, sowie im nordwestlichen Teil der Halbinsel, in der Karkinitsky Bucht“, sagt Natalya Mirsoeva. „Jetzt wird das Dnjepr-Wasser zu Heizzwecken im Gebiet von Chersonschina (Ukraine) verwendet, wir sehen Berichte darüber in den Medien. Wahrscheinlich gelangen dort die Verunreinigungen ins Grundwasser und dann in das Asowsche Meer. Aber genaue Daten haben wir nicht und wir können auch nicht in diese Gebiete fahren, um sie zu bekommen“.
Eine erhöhte Strontium-90-Konzentration wurde auch in der Mitte des Westteils des Schwarzen Meeres festgestellt, wohin die Radionuklide über Strömungen aus dem Nord-Westen gelangen. Von dort aus verteilen sich die Schadstoffe mit den Wassermassen weiter über das ganze Meer.
Im Jahr 2021 ergab sich ein weiteres Problem: Plutonium-241 und sein Zerfallsprodukt Americium-241. Als Wissenschaftler die Bodensedimente der Tiefsee des Schwarzen Meeres untersuchten, schlossen sie, dass es sich bei der Plutoniumbelastung vor allem um eine Folge des globalen radioaktiven Niederschlags handelte (nach den Atomtests der 1950-60er Jahre gelangten radioaktive Stoffe in die Troposphäre und verbreiteten sich mit dem Niederschlag über den Erdball). Etwa 10 Prozent der vorhandenen Plutonium-Isotope gelangten nach dem Unfall von Tschernobyl in des Asowsche Schwarzmeerbecken. Der Zerfall des Plutonium-241 zieht heute eine Verschmutzung der Umwelt mit Americium-241 nach sich.
„Während Plutonium-241 eine Halbwertszeit von etwa 14 Jahren besitzt, so beträgt die Halbwertszeit von Americium-241 mehr als 430 Jahre“, sagt Mirosoeva. „Noch ist seine Konzentration klein, aber sie wächst stetig. Wir werden diesen Prozess weiterhin beobachten und den Meeresboden analysieren, wo sich die größte Menge von Plutonium-Isotopen befindet.
Mirosoeva betonte, dass die Konzentration aller gefundenen Radionuklide nicht die in der Russischen Föderation zugelassenen Grenzwerte überschreite.
Quelle: https://rg.ru/2022/02/02/reg-ufo/v-chernom-i-azovskom-moriah-vyiavleny-novye-rajony-radiacionnogo-zagriazneniia.html